Navigation: Seit Tagen viele GPS-Störungen in Städten im Westen Russlands

Nachdem die Ukraine Drohnenangriffe tief in russischem Gebiet durchgeführt hat, werden dort vermehrt GPS-Störungen festgestellt. Ein Zusammenhang liegt nahe.

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(Bild: GPSJam.org)

Lesezeit: 3 Min.

In den vergangenen Tagen gab es bei mehreren Städten im Westen Russlands offenbar teils massive GPS-Störungen. Das geht aus verschiedenen Analysen hervor, berichtet Wired. So zitiert das US-Magazin die estnische Überwachungsfirma SensusQ, derzufolge seit etwa einer Woche auf Hunderten oder gar Tausenden Quadratkilometern um taktisch wichtige Städte in Russland GPS-Signale gestört werden. Auf der Internetseite GPSJam, wo GPS-Störungen gesammelt und dargestellt werden, lässt sich das einsehen. Aktuell ist das Ausmaß demnach in Arealen um Smolensk, Moskau und vor allem um Pensa, Uljanowsk, Samara, Wolgograd und Saratow groß. Ihnen ist gemein, dass sie vergleichsweise nahe zur ukrainischen Grenze liegen.

Die Angaben von GPSJam beruhen auf Tracking-Signalen – hier speziell ADS-B – von Flugzeugen, die jeweils auch Informationen über die Signalstärke von GPS umfassen, erklärt Wired. Deswegen gibt es auf der Karte nur Informationen zu Gebieten, über denen es nennenswerten Flugverkehr gibt. Zur Ukraine selbst gibt es deswegen seit Beginn des russischen Angriffskriegs diesbezüglich keine Daten. Seit dem Frühjahr gibt es Warnungen, dass Russland dort versuchen könnte, GPS-Signale zu stören. In Russland selbst sah das dagegen lange anders aus. Es liegt jetzt nahe, dass Russland mit den Störmaßnahmen auf die Drohnenangriffe reagiert, die das ukrainische Militär vor wenigen Tagen auf russischem Gebiet durchgeführt hat.

GPS-Manipulationen sind immer wieder ein Thema, dabei geht es vor allem um zwei Techniken – Jamming und Spoofing. Beim Jamming werden Funksignale so gestört, dass keine Ortung mehr möglich ist. Beim Spoofing wird ein zuvor aufgezeichnetes, echtes Satellitensignal von einem Dritten erneut ausgesendet wird. Zusätzlich gibt es auch fortgeschrittenes Spoofing, bei dem ein falsches GPS-Signal ausgesendet wird, das mit echten Satellitensignalen zeitlich synchronisiert ist. Vor allem letzteres ist schwer zu erkennen. Im Westen Russlands geht es nun aber um Jamming, auch aus dem Weltall wurde laut Wired jüngst beobachtet, dass GPS-Signale in dem Gebiet stärker wurden – ein Hinweis auf Interferenzen.

Es sei nur logisch, die beobachteten Störungen als Antwort auf die ukrainischen Angriffe tief in russischem Gebiet zu werten, bestätigt Erik Kannike von SensusQ gegenüber Wired. Damit könnten feindliche Drohnen daran gehindert werden, sich in dem Gebiet zu orientieren. Er wertet das als Anzeichen dafür, dass das russische Militär jetzt im Winter eine deutlich defensivere Position einnimmt und Vorfälle in Russland selbst durch derartige Störungen verhindern oder erschweren will: "Die Tage, in denen Russland die Fähigkeiten der Ukraine zu weitreichenden Angriffen unterschätzt, sind definitiv vorbei."

(mho)